Brühler Töpferviertel.

Die Hauptstelle der Brühler Bank eG in der Tiergartenstraße steht auf historischem Boden. Dort, wo die Bank 1953 ihr neues Gebäude errichtete, befand sich bis zum verheerenden Bombenangriff auf Brühl am 28. Dezember 1944 die beliebte Gaststätte Drezus.

Bereits beim Bau des Bankgebäudes wurde ein mittelalter-licher Brennofen angeschnitten - Zeugnis des Töpfergewerbes in Brühl. Im Zuge der Erweiterung der Schalterhalle wurden 1995 auf dem Grundstück ein fast komplett erhaltener Töpferofen und Überreste Brühler Keramik gefunden. Dabei handelte es sich um über 20.000 Fragmente sowie etwa 250 ganz oder teilweise erhaltene Gefäße - Becher, Krüge, Tassen mit Henkeln, kugelförmige Feld- flaschen sowie "Grapen"  (Kochtöpfe auf drei Füßen) -, die auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wurden.

Ab dem 13. Jahrhundert befand sich im Süden des alten Brühl ein blühendes Zentrum des Töpfergewerbes. Das Töpferviertel umfaßte die Uhlstraße, die Böningergasse, die Tiergartenstraße, den Fischmarkt sowie den Franziskanerhof. In diese Zeit fiel auch der epochale Wandel von der romanischen zur gotischen Kunst. Einzigartiges Kenn- zeichen der Brühler Keramik der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist der braunviolette und metallisch glänzende Farbton, den es im Mittelalter in keiner anderen Töpferstadt gegeben hat. Sowohl die romanische als auch die gotische Keramik aus Brühler Produktion waren eine über die Grenzen Deutschlands hinaus begehrte Handelsware.

Der große Brühler Stadtbrand von 1530 setzte dem florierenden Gewerbe ein jähes Ende; das Töpferviertel lag in Schutt und Asche. Nach dem Stadtbrand waren feuergefährliche Brennöfen innerhalb der Stadtmauern Brühls nicht mehr erlaubt. Die Töpfereien wurden aufgegeben und die Töpferfamilien verließen Brühl, um sich anderenorts niederzulassen, wahrscheinlich in nahegelegenen mittelalterlichen Töpferzentren wie Frechen und Siegburg, wo bereits im neuen Stil der Renaissance gefertigt wurde. Archäologische Funde bestätigen diese These. Die Töpferfamilien wären damit dem Geschäftsgebiet der Brühler Bank eG treu geblieben.

Ein kleiner Teil der Fundstücke von 1995 ist auch heute noch in Schaukästen in der Schalterhalle der Brühler Bank eG ausgestellt. Der weit überwiegende Teil des historischen Fundes sowie die umfangreiche archäologische Dokumentation wurden von den damaligen Vorstandsmitgliedern der Bank, Bodo Verheugen und Hans Petry, an die Stadt Brühl übergeben als Grundstock für das heutige BrühlerKeramikMuseum in der Kempishofstraße.

Seit Juni 2013 schmückt eine Gedenktafel des Lions-Clubs Brühl die Fassade der Brühler Bank eG. Diese Tafel erinnert an das mittelalterliche Töpferviertel und wurde im Beisein von Bürgermeister Michael Kreuzberg, der Brühler Denkmalschützerin Marie-Luise Sobczak und dem Initiator der Lions-Gedenktafeln, Dr. Heinz-Günter Zavelberg, eingeweiht. Frau Sobczak erschien zu diesem Anlass im Kostüm der mittelalterlichen Töpferin Maria Crucherer.

 

Literaturempfehlung

Für alle, die mehr über die Geschichte Brühls erfahren möchten, sei Wolfgang Drössers Buch "Brühl - Geschichte. Bilder, Fakten, Zusammenhänge." empfohlen, das in der Buchhandlung Brockmann erhältlich ist.

Gaststätte Drezus (Vorgängerbau Brühler Bank eG)

Haus des Mittelstandes in den 1960er Jahren

Ausgrabungen Brühler Keramik

Ausgrabungen Brühler Keramik

Ausgrabungen Brühler Keramik

Ausgrabungen Brühler Keramik

Einweihung der Gedenktafel an das Töpferviertel an der Brühler Bank eG am 27. Juni 2013