Mit Beginn der Wirtschaftswunderzeit normalisierten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung zusehends. Schnell zeigte sich, daß die zur Verfügung stehenden Einkommen bei weitem nicht ausreichten, um den enormen Nachholbedarf an Konsumgütern zu decken. Die Verbraucher suchten daher nach Finanzierungsmöglichkeiten und erledigten ihre Einkäufe dort, wo sie diese Möglichkeiten vorfanden.
Dies war vor allem in den großen Zentren der Fall, also von Brühl und den damaligen Landkreisen Köln-Land und Bergheim aus gesehen in Köln und in Bonn. Die Einzelhändler vor Ort waren mit einer Abwanderung ganzer Käuferschichten in die Großstädte konfrontiert.
Ausgehend von dieser Entwicklung beauftragte eine Reihe von Facheinzelhändlern ihren Verbandsgeschäftsführer Leo Verheugen mit der Gründung einer Selbsthilfeeinrichtung in der Rechtsform einer Genossenschaft, die sich mit der Absatzfinanzierung des regionalen Facheinzelhandels befassen sollte.
Die Gründungsversammlung der Genossenschaft fand 1950 im Brühler Hotel Belvedere statt, einem geschichtsträchtigen Bauwerk, das 1971 leider abgerissen wurde. Das in kurfürstlicher Zeit um 1740 als „Hubertusburg“ errichtete Gebäude diente zunächst als Unterkunft für das Jagdpersonal des Kurfürsten und als Magazin für die Jagd- und Fischereigeräte. Nach der Säkularisierung und der Versteigerung der kurfürstlichen Güter unter französischer Besatzung Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Hubertusburg ab 1817 als Gasthof und Hotel Belvedere und ab 1828 auch als Posthalterei genutzt. Um 1900 erfolgte der Anbau eines Festsaals mit Bühne. Das Belvedere wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Brühl. Hier, in Brühls „Guter Stube“, konnte die Genossenschaft 1960 auch ihr 10jähriges Jubiläum feiern; Stargast war die damals sehr populäre Schlagersängerin Margot Eskens.
Nach ihrer Gründung nahm die Genossenschaft die Geschäfte auf und genehmigte bald die ersten Kredite. Ihre ersten Geschäftsräume befanden sich im Dachgeschoß der Städtischen Berufsschule - dem ehemaligen Franziskanerkloster und heutigen Rathaus - und wurden von der Stadt Brühl zur Verfügung gestellt.
Das zeitgenössische Photo zeigt das von 1713-1718 errichtete Gebäude in der Uhlstraße; als Zeitzeuge fungiert ein geparkter Opel Olympia (Baujahr 1947-1953). Das Photo stammt aus der Sammlung des Brühler Stadtphotographen Fritz Neff, der mit seiner Leica-Kleinbildkamera über vier Jahrzehnte Brühler Alltagsgeschichte liebevoll dokumentiert hat.
Mit der Fertigstellung des „Hauses des Mittelstandes“ 1953 konnte die Genossenschaft in ihr eigenes Gebäude wenige Meter entfernt in der Tiergartenstraße ziehen.