Gründerväter.

Liberalismus, Sozialreformen und Wirtschaftswunder.

Die Gründung der modernen Genossenschaftsbewegung datiert in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. In dieser Zeit gewann eine Idee Zuspruch, die einen beherrschenden Einfluss auf die Gestaltung der Gesellschaftsordnung und auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hatte: Der Liberalismus - die Idee von der Freiheit des Menschen.

Es war die Zeit der industriellen Revolution. Technische Pionierleistungen sowie Erfindungen wie die Dampf- maschine oder die Eisenbahn veränderten die bekannten Produktionstechniken. Die "kleinen Leute", Handwerker, Bauern und Gewerbetreibende, kämpften aufgrund der tiefgreifenden Strukturveränderungen ums Überleben, da oft das Kapital zur Anschaffung der neuen Technik fehlte. Folge der industriellen Revolution waren auch die Verarmung des Mittelstandes und das Abrutschen der Armen ins Proletariat. Diese sozialen und wirtschaftlichen Notstände bildeten den Nährboden für sozialreformerische Bestrebungen.

Hier setzten zwei große Sozialreformer des 19. Jahrhunderts an: der Bürgermeister Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) aus dem Westerwald und der Richter Hermann Schulze (1808-1883) aus Delitzsch in Sachsen. 

Raiffeisen und Schulze-Delitzsch riefen zu Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung auf und gründeten die ersten Genossenschaften: Von nun an waren die "kleinen Leute" Marktpartner, kauften gemeinsam ein, produzierten und gaben sich gegenseitig Kredite. Der Mittelstand wurde in die Lage versetzt, den Strukturwandel zu meistern und die wirtschaftliche Selbständigkeit zu erhalten.

Neben Raiffeisen und Schulze-Delitzsch als den Urvätern der genossenschaftlichen Organisation gehört Leo Verheugen (1913-1986) zu den speziell für die Brühler Bank eG prägenden Persönlichkeiten. Als Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes hat er die Gründung unserer Genossenschaft etwa 100 Jahre später zu Beginn der Wirtschaftswunderzeit vorangetrieben und als hauptamtliches Vorstandsmitglied von 1950 bis 1979 über Jahrzehnte die Geschäftspolitik gestaltet. Für seine langjährigen und vielfältigen Verdienste um die genossenschaftliche Bankenwelt sowie für sein besonderes gesellschaftliches Engagement wurde Leo Verheugen 1973 von Bundespräsident Gustav Heinemann (1899-1976) mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Die Gründung der Brühler Bank eG fiel in eine Zeit, in der - in den Worten des damaligen Bundesministers für Wirtschaft und Mitbegründers des Konzeptes der Sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard (1897-1977) - "eine auf freiheitlichen Prinzipien begründete Wirtschaftspolitik der menschlichen Arbeit wieder Wert und Sinn verhieß und so den Fleiß und die Hingabe eines Volkes wieder den Zwecken der menschlichen Wohlfahrt nutzbar gemacht hat."

Die Brühler Bank eG steht in der Tradition dieser Wertvorstellungen.